Kürzlich ging mir daheim das Salz aus. Ich bat jemanden, welches aus dem Laden mitzubringen. Was die Person aber mitbrachte, war "Jodsalz mit Fluor und Folsäure" für einen Preis von 90 Cent pro 500 Gramm. Dieses "Salz" war nicht etwa weiß, sondern gelb ("aufgrund der Folsäurebeimischung"). Das von mir bevorzugte Speisesalz ohne Zusätze kostet gerade mal ein Viertel.
Wieviel von diesen Feinchemikalien ist in diesem Wundermittelchen drin? Werfen wir mal einen Blick auf die Inhaltsstoffe:
Siedesalz: OK, das muß wohl drin sein, sonst könnte man diese Mixtur nicht als Salz bezeichnen.
Calcium- und Magnesiumcarbonat: hier Trennmittel, in der Reklame Waschmaschinenkiller - diese beiden Stoffe kennt das Volk unter dem Namen Kalk oder Kesselstein. Ja genau, das, was Wasser hart macht.
Natriumfluorid 0,047-0,064%: also zwischen 0,235 und 0,32 Gramm pro Päckchen. Mehr zu diesem Stoff in diesem Post.
Folsäure 0,01%: also 0,05 Gramm pro Päckchen.
Kaliumiodat mindestens 0,0025%: also mindestens 0,0125 Gramm pro Pfund.
Nicht einmal ein Gramm dieser speziellen Zusätze macht das Salz also bis zu viermal so teuer.
Und der Nutzen? Tja, da muß ich die Gesundheitsapostel enttäuschen: der ist gleich NULL.
Der einzige Nutzen sind höhere Einnahmen der Produzenten.
Ich habe lange genug Chemie studiert, um diese Zusätze zu kennen und über die Versprechungen der Industrie herzhaft lachen zu können.
Und deshalb will ich hier mal ein paar Dinge ausbreiten.
Beginnen wir mit dem Märchen vom Fluorid:
Fluorverbindungen werden uns seit den 70er Jahren als Garant für gesunde Zähne verkauft.
Denn da fingen einige Wissenschaftler an, sich zu fragen, wieso Haizähne so viel besser sind als Menschenzähne. Denn Haizähne sind härter und wachsen nach, wenn sie beschädigt werden. Man untersuchte also das Material und fand folgendes:
Zahnschmelz besteht bei allen Lebewesen aus einem Mineral namens Apatit. Nur die genaue Zusammensetzung ist unterschiedlich: Beim Menschen ist das Apatit hydroxidhaltig. Hydroxidionen, im Fachjargon OH- genannt, entstehen beispielsweise, wenn man Natron in Wasser löst und so Natronlauge herstellt (und die dann auf eine Brezel streicht). Solche Laugen bilden, wenn man sie mit Säuren vermischt, Wasser. Da Zucker im Mund unter anderem in eine Säure umgewandelt wird, kann so Hydroxid aus dem Zahnschmelz entfernt werden und damit letzterer zerstört werden. Das nennt man dann auch Karies.
Haifische haben in ihrem Zahnschmelz hingegen Fluoridionen. Diese neigen dazu, stärkere Bindungen einzugehen als Hydroxidionen.
Da Wissenschaftler hinter all ihrer komplizierten Fachsprache meist sehr einfach gestrickt sind, schrien sie Heureka und stellten folgende Hypothese auf: Wenn man im menschlichen Zahnschmelz OH- gegen Fluorid austauscht, erhält man beim Mensch Zähne mit der Qualität von Haien. Der US-Konzern Alcoa schrie ebenfalls Heureka, denn in ihrer Aluminiumproduktion fielen Unmengen an Natriumfluorid an, die bis dahin als Sondermüll entsorgt werden mußten. Bis 1940 galten Fluoride als hochgiftig, Natriumfluorid beispielsweise wurde als Rattengift verwendet. Als tödlich gilt heute eine Aufnahme von 0,015 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht.
Die Haifischhypothese erläuterte ein in Deutschland an der entsprechenden Forschung beteiligter Professor der Chemie im Jahre 2002 einigen Dutzend Chemiestudenten in Leipzig, unter denen sich auch der staunende Autor dieses Beitrags befand. Er gab unter anderem zu, daß es keinen Beweis für die Wirksamkeit von Fluoridverbindungen und Zahngesundheit gebe und daß bis zu diesem Zeitpunkt zweifelhaft sei, ob der Austausch überhaupt funktionieren würde.
Denn das Natriumfluorid hat einige unangenehme Eigenschaften:
-Es ist in Wasser nur schwer löslich. Ob also der Körper überhaupt in der Lage ist, genug aufzunehmen, ist fraglich.
-Es ist giftig. Mehr als 0,001 g pro Kubikmeter Luft gilt als schädlich (MAK - Wert =maximale Arbeitsplatzkonzentration)
-Es blockiert eisenhaltige Enzyme und damit auch das Sauerstoff-Transportmolekül Hämoglobin.
-Es hat eine hohe Neigung, Calcium zu binden, ist also schädlich für die Knochen.
-Fluor ist in der Lage, Chlor, Brom und Jod (!) aus Verbindungen zu verdrängen (da es diesen Elementen ähnlich ist)
-Aluminium kann durch Verbindung mit Fluor einfacher durch die Blut-Hirn-Schranke gelangen, es kann also eine Aluminiumanreicherung im Gehirn verursachen. Darauf sind die Entgiftungssysteme des Körpers aber nicht eingerichtet. Im Tierversuch an Ratten hatten die Tiere schlußendlich ein erhöhtes Risiko für Demenz und Alzheimer.
Heutzutage verwendet man übrigens auch gerne Fluorosilikate, also Verbindungen aus Fluor und Kieselsäure. Deren Risiken sind nicht getestet, es besteht die Gefahr von Verunreinigungen mit Schwermetallen wie Cadmium und die Struktur weist Ähnlichkeiten mit einem fluorhaltigen Medikament namens Prozac auf.
Quellen und weiterführendes:
Wikipedia - Eintrag über NaF
Bekannte Nebenwirkungen von NaF
Englischer Artikel: Wie Fluorid vom Rattengift zum Gesundheitstip wurde
Und nun verdaut das erst mal - bis zum nächsten Beitrag: Da geht es dann um Jod im Salz. Ihr werdet staunen...
Freitag, 23. Januar 2009
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