Wer konstruktive Kritik fordert, will bloß keinen Widerspruch hören
Wir haben es alle schon erlebt: Irgendjemand, der sich über uns stehend wähnt, beschließt, daß ihm etwas nicht paßt und reformiert/verändert/vergesetzlicht das dann so, daß er/seinesgleichen/seine Geldgeber den Nutzen und alle anderen den Schaden haben. Wagt man dann, sich zu Wort zu melden, fallen Sätze wie:
„Es gibt halt keine Alternative.“
„Experte/Statistik xy beweist, daß wir Recht haben und Sie nicht.“
Und irgendwann kommt die Keule:
„Mit solcher unkonstruktiven Kritik kommen wir doch nicht weit. Haben Sie etwa eine bessere Idee?“
Woraufhin der Gescholtene schweigt. Denn meistens hat er wirklich keine – schließlich ist er ja meistens kein Fachmann und hat auch gar keine Gelegenheit gehabt, die Materie wirklich gründlich zu analysieren. Der Nutznießer lehnt sich daraufhin zurück, reibt sich die Hände und grinst zufrieden.
Das, liebe Leser, ist nichts anderes als eine rhetorische Methode. Hinter dieser häufig als Einladung getarnten Phrase „konstruktive Kritik“ steckt lediglich die Absicht, alle Kritiker zum Schweigen zu bringen und sie als rückständige Bremsklötze am Bein der Gesellschaft zu diffamieren, sich selbst hingegen als Lichtgestalt zu erheben, die mit überlegener Geistesleistung ein Problem (das allerdings nur für diese „Lichtgestalt“ ein Problem ist) anpackt und aus dem Weg räumt.
Deswegen fürchten solche Leute den unabhängigen Experten oder den populären Vertreter einer Gegenmeinung wie der Teufel das Weihwasser, der Reiche die Linken und der Politiker den aufgeklärten, mündigen Bürger.
Man braucht sich nur eins der gängigsten Argumente des unheiligen Dreibunds aus Presse, Konservativen und Großindustrie/Finanzgewerbe gegen die Linkspartei anschauen: „Die haben kein Parteiprogramm!“ Hat ein Parteiprogramm Schröder, Merkel und Konsorten etwa daran gehindert, Deutschland zu ruinieren? Nein. Hier soll nur Diffamierung derer betrieben werden, die den Abzockern in die Parade fahren wollen.
Also, wenn von Euch Lesern das nächste Mal konstruktive Kritik verlangt wird, sagt ihnen: „Sie sind doch der Experte. Haben Sie denn keine Alternative zu bieten? Haben Sie sich denn nicht genauer damit beschäftigt, eine Lösung für alle und nicht nur für sich zu finden? Oder wissen sie etwa gar nicht mehr als ich?“
Fahrt die Retourkutsche! Und in der Zwischenzeit besorgt euch Lektüre über 'Schwarze Rhetorik' oder 'Verbotene Rhetorik' (das gleichnamige Buch von Gloria Beck ist ein recht brauchbares Werk)
Da könnt ihr schwarz auf weiß lesen, was den Managern heutzutage beigebracht wird und was auch von unseren Herrschenden gegen uns eingesetzt wird. Ihr werdet staunen.