Dienstag, 25. August 2009

Kapitalismuskritik der dummen Kerle: Die Replik

Dieser Artikel von "faschismus 2" ist Orwellsches Neusprech pur. Aber gut, ich nehm ihn mal auseinander:

Zu 1: Zinsverbote, insbesondere Wucherzins, sind von Judentum, Islam und Urchristentum postuliert worden. Alles sehr faschistische Organisationen.
Bei den Juden gibt es die Vorschrift, alle 7 Jahre alle Schulden zu erlassen, Sklaven freizulassen und Landbesitz neu zu verteilen. Was das Christentum zum Geldverleih zu sagen hat, ist mit Jesus' Randale gegen die Geldverleiher im Tempel und den Grundsatz: "Du sollst nicht Zins noch Wucher nehmen von deinem Nächsten." (Leider bin ich nicht so bibelfest, daß ich weiß, wo das herkommt). Und auch der Islam verbietet Zinsen im Koran, soweit ich weiß.
Der Autor macht hier den Fehler, zu glauben, Kapital würde arbeiten. Dabei gibt es genug Wirtschaftswissenschaftler, die genau dieses verneinen. Geld schafft kein Geld, Mehrwert ist nur durch Investition von Arbeitskraft zu erreichen. Autos kaufen ja auch keine Autos!

Der Verweis auf den "traditionellen jüdischen Wucherer", DEN DER AUTOR SELBST EINFÜHRT (Er macht also genau das, was er den 'Faschos' zuschreibt), ist eine Irreführung. Ja, Juden haben Geld an Andersgläubige verliehen. Was sollten sie denn sonst tun? "Ehrbare" Handwerks-Berufe hatte ihnen die Gemeinschaft verboten. Und die Zinsen waren vielleicht eher als Anreiz zur schnelleren Rückzahlung gedacht - wenn das auch zu optimistisch gedacht war. Was man daraufhin mit Juden im Mittelalter und danach machte, ist dokumentiert und belegt.

Zu 2. Die US-Regierung und unabhängig vom Finanzwesen? Haha. Der Autor weiß offensichtlich nicht, wie ein Politiker in den USA an das Geld für seinen Wahlkampf kommt. Er muß es nämlich selbst aufbringen, also fleißig Spenden sammeln. Und wer glaubt, daß ein Kapitalist uneigennützig Geld verschenkt, glaubt auch, daß ein Zitronenfalter Zitronen faltet. Das Gegenteil erleben wir tagtäglich. Und daß die FED eine Privatbank ist, wird grundsätzlich eher verschwiegen. Im Mainstream heißt sie meist "amerikanische Zentralbank", was eindeutig eine staatliche Einrichtung suggeriert.
Privatbanken sind nur einem Ziel verpflichtet: Rendite und damit Gewinn für die Anteilseigner. Siehe Deutsche Bank. Und daß die US - Geldmenge durch keinen realen Gegenwert gedeckt ist, kann man daran sehen, daß zu Zeiten der Wertdeckung 1 US-Dollar aus einer entsprechenden Silbermenge bestand, wie auch das britische Pfund Sterling(silber). Vergleicht das mit den heutigen Edelmetallpreisen. Entweder haben wir hier eine Rekordentwertung, oder es gibt für das Papiergeld keinen Gegenwert. Beides ist keine angenehme Alternative. Und der vorletzte Satz, daß das Vermögen der FED den USA gehöre nach Abzug der Kosten, erregt die Frage: Wer legt die Kosten fest? Wie wird Preistreiberei ausgeschlossen?
Hier gibt der ach so schlaue Autor keine Antwort.

Zu 3: Wer hat gesagt, Gold habe einen Wert? Ich glaube, jeder hier ist der Ansicht, daß man Gold und Geld weder essen noch trinken kann, noch kann man damit im Winter heizen (außer mit Banknoten). Das Geld wurde erfunden, um einen Austauschstandard für unterschiedliche Dinge zu haben. Man kann ja schlecht einen Sack Kartoffeln gegen ein Klafter Holz tauschen, wenn die Kartoffelernte erst noch bevorsteht und man das Holz für den Bau des Lagerschuppens braucht. So entstand Geld, und das machte man aus Dingen, die haltbar, relativ schwer zu manipulieren und zu nichts anderem nutze waren - also aus Edelmetallen. Doch durch Gewöhnung sah mensch irgendwann im Geld und nicht mehr in der Ware den Wert. Mit den heute sichtbaren fatalen Folgen.

Zu 4a: Es ist mir neu, daß Linke, die sich doch sonst eher dem Sozialismus zugehörig fühlen, den Erzfeind Kapitalismus so sehr lobpreisen. Aber das nur am Rande.
Und wer bitteschön verschweigt das Problem von totaler Vermarktung und Produktionszwang? Gerade davon wollen die Kritiker am derzeitigen Geldsystem doch weg!
Die Polemik gegen das Schwundgeld hat einen großen Haken: Schwundgeld funktioniert. Und das weiß der Autor, denn er verbindet es mit dem rassistischen Gedankengut eines derjenigen, die die Idee geformt hat. Ein klassischer Trick der Linken: Man disqualifiziert etwas, indem man es einer unerwünschten Person zuordnet. So wie Hitler - Autobahn (aber nicht Hitler - Krankenversicherung für Rentner oder Hitler - Muttertag). Somit ist der gesamte Absatz hinfällig, zumal sich der Autor hier widerspricht:Er lehnt Alternativen zum bestehenden System ab, das ihm aber auch nicht gefällt, da er von Kapitalismuskritik spricht. Dieser Kapitalismus aber will gar keine Kritik, denn seine geistigen Väter Smith und Milton Friedman sagen: Es funktioniert am besten, wenn die Menschen einfach daran glauben. Und das Schwundgeldsystem will nicht, wie behauptet, den Zugriff duch die "verhaßten Oberen" abschaffen. Denn wer, wenn nicht der Staat, soll denn die Einhaltung der Regeln für dieses Geld überwachen? Wer, wenn nicht die Banken, hatte die Infrastruktur zur sicheren Aufbewahrung der Gegenwerte zum vorhandenen Geld (auch wenn sie heute quasi nicht mehr existieren)? Und die Konzerne...tja, auf sie und ihre Fixierung auf immer mehr Gewinn und damit Geldbesitz könnte man doch eigentlich ganz gut verzichten. Warum gerade ein "Linker" ihre Abschaffung verdammt, verstehe, wer will...
Zu 4b: Der Autor hat sich nicht im geringsten mit dem Thema "Bedingungsloses Grundeinkommen" (BGE) auseinandergesetzt. Sonst hätte er wenigstens kurz skizziert, was das (seiner Ansicht nach) sein soll, anstatt auf die Komplexität des Themas zu verweisen. Stattdessen bezeichnet er alle, die dafür sind, als "Trittbrettfahrer". Und er widerspricht sich erneut: Mit seinem Hinweis auf die unerfassten Auswirkungen auf Preise und Löhne verleiht er dem Konzept einen negativen Beigeschmack. Dabei kam die Idee auch ursprünglich von links! Er geht sogar so weit, daß er behauptet, das sei von den "Verschwörungstheoretikern" gar nicht ernst gemeint. Er nennt sie also alle Lügner. Und der nächste Widerspruch: in 4a spricht er davon, daß die seiner Ansicht nach "dummen Kerle" dem "Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen" - Grundsatz hinterherlaufen. (Anmerkung: Tatsächlich benutzte der deutsche SPD-General Franz Müntefering fast genau diese Worte in einer Rede zum Thema "Hartz IV". Wenn er diesen Satz faschistisch nennt, belegt er eine zentrale Theorie der "Verschwörungstheoretiker": daß die Faschisten in den Regierungen sitzen.) Und dann verbreiten sie die Idee vom BGE? Da er selbst offensichtlich Probleme mit der Logik hat, scheint er sie anderen auch nicht zubilligen zu wollen.

Seine weitere Polemik brauche ich wohl nicht zu kommentieren. Stattdessen fasse ich seine offensichtlichen Positionen in den Absätzen mal zusammen:

1.Wucherzins und Kapitalismus sind gut.
2. Privatbanken arbeiten uneigennützig und durchschaubar.
3.Geld und Geldentwertung sind gut.
4a.Zinsen und Kapitalismus sind gut.
4b.Menschen sollen arbeiten, wenn sie überleben wollen, BGE ist kacke, wenn 'die anderen' es auch wollen.

Sind das Positionen, die man einem Antifaschisten, der sich klassisch links verortet, zutraut?

Nein!

Der Autor diffamiert und verteufelt die Gegenseite. Er untermauert nichts. Allein schon der Titel zeugt von einer so gewaltigen Arroganz, wie sie sonst nur in den "Eliten", die von seinen Zielobjekten bekämpft werden, zu finden ist.
Seine Schreibe zeigt: Er mag uns Andersdenkende nicht. Er hat Angst, daß wir uns noch mehr Gehör verschaffen. Und er hat Angst, daß die Menschen aufwachen und sehen, welchen Rattenfängern sie hinterherlaufen. Denn dann könnte es seinesgleichen an den Kragen gehen.

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