Samstag, 22. August 2009

Geschichtsklitterung auf die heimtückische

Kennt jemand den Autor Eric-Emmanuel Schmitt und sein Buch "Adolf H. Zwei Leben"?
Leider habe ich es gelesen, und es ist entsetzlich, wie dieser Romanschreiberling hier herumspekuliert. Was mich stört:
1. Da wird einfach so getan, als sei Hitler erst nach seiner Ablehnung durch die Kunstakademie zum gestörten, judenhassenden Irren geworden. Kein Wort davon, daß der Antisemitismus damals (auch in sogenannten 'gebildeten Schichten') durchaus salonfähig war. In Heinrich Manns "Der Untertan" ist das sehr deutlich dargelegt. Ist es glaubhaft, daß Hitler erst nach so einem Mißerfolg Antisemit wurde? Wohl kaum.
2. Das gesamte "Führerbild" läuft auf die "Hitler hatte keinen Sex"-These hinaus. Es fällt mir schwer zu glauben, daß das die ganze Erklärung sein soll. Immerhin wird dem Paralleladolf ein erfolgreiches Malertum erst zugestanden, als er diese Störung bei Freud behandeln läßt. Ausgerechnet bei diesem Mann, der in seinen Vorgehensweisen absolut nicht so war, wie im Buch beschrieben? Es ist bekannt, daß Freud manche seiner Fallgeschichten und seine Therapieerfolge kräftig übertrieben hat und in vielen Fällen das Urteil über einen Patienten schon feststand, bevor dieser überhaupt seine Geschichte erzählt hatte.
3. Das Schlimmste ist aber: Auch hier wird wieder behauptet, Hitler sei allein an allem schuld gewesen. Als hätte es die Millionen Mitläufer und aktiven Mittäter nicht gegeben. Als wäre er nicht von verschiedenen Großindustriellen, Adligen und V.I.P.s unterstützt und nach oben bugsiert worden. Und das ist die eigentliche Schande dieses Machwerks. Es wird sogar noch der ansonsten kaum beachtete Georg Elser instrumentalisiert, um zu signalisieren: Der kleine Deutsche hat Hitler nie gemocht, es hat ihn sogar weghaben wollen. Eine Lüge, die nie ans Tageslicht gezerrt wurde. Hitler wurde mächtig, weil die Deutschen in der Mehrheit es so wollten. Da kann der Autor noch so sehr betonen, er wolle lediglich eine Möglichkeit ausleuchten, wie es auch habe kommen können. Alles was er wollte, war ein Buch abliefern, das sich gut verkauft - und das geht mit einem "Skandalthema" eben am besten.

Wer mal eine wesentlich bessere Asicht zum Thema haben will, der lese mal diesen Blogeintrag vom Kollegen Roberto J. de Lapuente.

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