Mittwoch, 31. Dezember 2008

Statt einer Vorschau

Erich Kästner: Kasperle besucht Berlin

1. Szene
Silvesternacht 1931. Wolkenfetzen ziehen über den Himmel. Die Sterne zwinkern nervös mit den Augen. Der Sturm heult. Es regnet Punsch.
Am Tiergarten steht ein Polizist. Er hat den Kopf erhoben und läßt sich den Punsch in den vor Staunen offenen Mund regnen.

Kasperle (fällt, wie aus den Wolken, vor dem Beamten nieder und sagt): Entschuldigung, ich komm vom Mond.
Polizist: Wie ist es da oben?
Kasperle: Unbewohnt!
Polizist: Was wollen Sie hier? Mir ist das nicht klar.
Kasperle: Bitte, wo komm ich zum Goethe-Jahr?
Polizist (zieht sein amtliches Auskunftsbuch, blättert und sucht unter G)
Kasperle: Sie glauben kaum, wie gespannt ich bin.
Polizist: Folgen Sie mir. Ich bringe Sie hin.
(Die beiden setzen sich in Bewegung. Der Sturm heult noch immer.)
Kasperle (zeigt auf das Reichstagsgebäude): Können Sie mir sagen, Herr Polizist,
was das hier für ein Gebäude ist?
Polizist: Ich bin noch nicht lange in diesem Revier.
Soviel ich hörte, ist das hier
die Aula der Deutschen, also ein Saal,
in dem an hohen Feiertagen
Minister kernige Sprüche aufsagen.
Früher einmal, früher einmal,
da tagte, ich weiß nicht, wie man das nennt,
in diesem Hause das Pa...Parla...
(An dieser Dialogstelle erhebt sich der Sturm, von der vierten Notverordnung befeuert, zu einer derartigen Lautstärke, daß die - möglicherweise politischen - Bemerkungen überhört werden. Der Polizist wird schließlich wieder vernehmlich:)
Weil man das Gelände kaum noch braucht,
ist ein beachtlicher Plan aufgetaucht:
Man hat erwogen, sich umzustellen!
Man teilt das Haus in kleine Parzellen.
Es wird ein Wohnblock für Junggesellen.
Kasperle: Recht interessant, ganz offenbar!
Doch bitte, wo komm ich zum Goethe-Jahr?

2. Szene
Der Sturm heult noch immer. Kasperle und der Polizist kämpfen mühsam gegen den Punschregen an. Plötzlich finden sie die Straße von einer Volksmenge gesperrt. Die Leute stehen dicht gedrängt vor einem Haus, in dessen Fenstern ehrwürdige Männer lehnen. Diese Männer tragen Zylinderhüte und halten Preislisten in den Händen.

Kasperle: Was ist denn das für ein seltsames Haus?
Und wozu blicken die Männer heraus?
Polizist: Das sind die amtlichen Wirtschaftsräte.
Sie berichten von ihrer neusten Enquête.
Chor der Wirtschaftskenner:
Wir senken die Löhne, wir senken die Preise,
und möglichst beides gleicherweise.
Immer reden, und niemals denken.
Vielleicht sinkt die Not, wenn wir alles senken.
Ein Mann aus der Menge: Wenn alles sinkt, wachsen nur die Schulden!
Chor der Wirtschaftskenner: Ruhe da unten! Ihr müßt euch gedulden.
Wir senken die Preise. Wir senken die Löhne.
Eine Frau aus der Menge: Und wer zahlt die Schulden?
Chor der Wirtschaftskenner: Die Söhne! Die Söhne!
Junger Mann aus der Menge: Wir sollen hungern für eure Fehler?
Ihr ökonomischen Märchenerzähler!
Ihr...
(An dieser Stelle erhebt sich der Sturm, von der vierten Notverordnung befeuert, zu einer derartigen Lautstärke, daß die - möglicherweise politischen - Bemerkungen nicht zu hören sind. Erst dem Chor der Wirtschaftskenner gelingt es, den Sturm zu übertönen.)
Chor der Wirtschaftskenner: Wir senken sogar den Warenumlauf.
Im neuen Jahre ist alles glatt.
Wir senken und hören nicht früher auf,
bis der Wirtschaftskörper Senkfüße hat.
Das geht so weiter. Es hat erst begonnen.
Ja, tief gesenkt, ist halb gewonnen!
Kasperle (hält sich die Ohren zu, er durchbricht die Menge und schreit):
Und so etwas halten die Leute für wahr?
B
itte, wo komm ich zum Goethe-Jahr?
Polizist hat Mühe, ihm zu folgen.

3. Szene
Der Sturm hält an. Kasperle rennt in ein Gebäude hinein, um zu verschnaufen. Der Polizist folgt ihm. Sie stehen in einem großen, überfüllten Saal.

Polizist: Das, was Sie suchen, hier finden Sie's nicht!
Kasperle: Wo sind wir denn hier?
Polizist: Im Landgericht.
Kasperle: Wer sind die Leute auf jenen Bänken?
Polizist: Die Angeklagten. Das läßt sich doch denken!
Kasperle: Das sind ja aber beinahe hundert!
Polizist: Man muß schon vom Mond sein,
wenn einen das wundert.
Chor der Angeklagten: Wir haben nicht das geringste verbrochen.
Wir haben bestochen und wurden bestochen.
Hoher Gerichtshof! Meine Herren!
Wie kommt man dazu, uns einzusperren?
Die Rechtsanwälte: Der Staatsanwalt findet dergleichen betrüblich.
Wie kommt er dazu? Das ist doch ortsüblich!
Er weiß auch, von wem die Projekte stammten.
Die Angeklagten: Nicht wir fingen an, sondern die Be...
Der Vorsitzende: (klingelt,
von der vierten Notverordnung befeuert, an dieser Stelle so mächtig, daß die - möglicherweise politischen - Bemerkungen nicht zu hören sind. Das Läuten läßt erst nach, als der Staatsamwalt spricht.)
Der Staatsanwalt: Herr Präsident! Meine Herren Richter!
Wir sind das Volk der Denker und Dichter,
Und deshalb haben wir die Pflicht...
Die Angeklagten (erheben sich und konjugieren):
Ich besteche, du bestichst, er besticht,
Ein jeder Mensch hat seine Schwächen.
Wir bestechen, ihr bestecht, sie bestechen.
(Unter den rauschenden Klängen eines Disharmoniums singen sie das Imperfektum und das Futurum.)
Polizist: Da sehn Sie mal, wie es ist und wie' s war.
Kasperle (ergriffen):
Bitte, wo komm ich zum Goethe-Jahr?

4. Szene
Auf der Straße wird den beiden der Weg durch ein vorbeimarschierendes Armeekorps versperrt. Diesem folgt, auf einen geräderten Panzerkreuzer, ein Marinekorps. Der Sturm heult wie s.o.

Kasperle: Geht's in den Krieg? Und wer gegen wen?
Polizist: Sie sollten ein bißchen genauer hinsehn.
Was hier vorbeizieht, sehen Sie,
ist unsere deutsche Film - Industrie.
An Hand ihrer Marine und ihres Heers
verfilmt sie die Wonnen des Militärs.
Chor der Soldaten: Soldatenleben,
ei, das heißt lustig sein.
Wir sind und wir bleiben
ein Militärverein.
Chor der Matrosen: Das ist das Leben der Matrosen.
Wir fahren zur See
im Filmatelier.
Wir haben lange blaue Hosen,
aber leider keine Filmidee.
(Auf der Kommandobrücke des Panzerkreuzers steht ein dicker Industrie - Kapitän und erteilt seine Befehle. Die Produktionsleiter tragen Oberstenuniform. Die Autoren bekleiden den Rang von überzähligen Gefreiten. Der Sturm heult im Marschtakt.)
Kasperle: Was soll denn der bunte Aufzug bedeuten?
Gefällt das wirklich so vielen Leuten?
Polizist: Die Einwohner Deutschlands schwärmen enorm
für Ruck und Zuck und Uniform.
Man kann wohl sagen: Der Korporal
ist Deutschlands männliches Ideal.
Kasperle: Ist das Ihr Ernst? Na hören Sie mal.
Polizist (will antworten, wird aber vom Sturm, den die vierte Notverordnung befeuert, übertönt, so
daß die - möglicherweise politischen - Bemerkungen nicht zu hören sind. Statt dessen wird aus den Wolken eine posaunenartige Stimme laut):
Darüber darf nicht gesprochen werden!
Maul halten! Und Friede auf Erden!
Polizist (hält sich den Mund zu. Der Sturm läßt nach.)
Kasperle (mustert entsetzt die vorüberziehenden Filmregimenter und Filmflottillen):
Das ist ja gräßlich, Herr Kommissar!
Ich suche doch aber das Goethe-Jahr...

5. Szene
Es regnet Punsch. Der Sturm heult. In der Ferne verklingt Marschmusik. Der Polizist zeigt auf ein Haus:
Da steht's ja endlich! Da sind wir schon!
Kasperle: (liest ein Schild): Sitzung der Goethe-Jahr - Kommission.
(Sie treten ein. Der Saal ist von Professoren, Rundfunkintendanten und Theaterdirektoren überfüllt. Alle rufen durcheinander.)
1. Professor: Das Thema, das man behandeln muß,
heißt: Goethes Beziehung zum Reißverschluß.
2. Professor: Mein Vortrag, gestützt auf das Goethe - Archiv,
lautet: Goethe und der Infinitiv.
1. Theaterdirektor: Wir werden keine Zeit verlieren
und Goethes Haushaltsbücher dramatisieren.
Ein Rundfunkintendant: Wir hätten gern den "Götz" gewagt.
Doch die Rundfunkzensur hat es untersagt.
Nun senden wir also nach sämtlichen Orten
eine Auswahl aus Buchmanns "Geflügelten Worten".
2. Theaterdirektor: Wir werden gar nichts von Goethe bringen.
Man kann doch schließlich den "Faust" nicht singen!
Zwei Theaterdirektoren (anscheinend Brüder, im Chor):
Wir bringen in unserm beliebten Haus
den "Alternden Goethe" als Singspiel heraus,
mit Christiane und Frau von Stein.
Er liebt sie zu dritt. Er liebt sie zu zwein.
Im zweiten Akt tritt dann Schiller ein.
Er ist verkleidet, wird Goethes Diener,
doch Goethe erkennt ihn im dritten Akt.
Text und Musik schreiben uns acht Wiener.
Und Fräulein von Levetzow tanzt halbnackt.
Nur so, mit Tanzen und Witzen und Singen
kann man den Goethe dem Volk nahebringen.
Die Mehrheit der Anwesenden: So muß man's machen. So ist es richtig.
Der Goethe ist tot. Das Geschäft ist wichtig.
Die zwei Brüder: Bei unserem Aufgebot an Sängern
ist eins von vorneherein klar:
Wir werden die Aufführungszeit verlängern,
bis ins übernächste Jahr.
Ein Außenseiter (wird wütend und schreit):
500 Professoren sitzen hier, knapp
und schlecht gerechnet, ihr Goethe-Jahr ab.
Es hat keinen Sinn, Herrn Goethe zu preisen.
Man muß ihn verstehn und das täglich beweisen.
Und alle, die draußen prügeln und töten,
haben keinen Anspruch auf Goethen.
Sie sollten ihn endlich auch einmal lesen!
Der Mann ist ein Europäer gewesen!
Für euren verbohrten Standpunkt ist
Goethe ein deutscher Kulturbolschewist!
Gebt das doch endlich offen zu!
Alles andere ist bloßes...
(An dieser Stelle schreien,
von der vierten Notverordnung befeuert, die meisten Anwesenden wild durcheinander, so daß die - möglicherweise politische - Fortsetzung der Aussprache ungehört bleibt.)
Mehrere Anwesende: Wer ist denn der Bursche überhaupt?
Derartige Reden sind nicht erlaubt.
(Von draußen dringen herzhafte Studenten in den Saal und machen den jungen Mann dem Erdboden gleich)
Kasperle (fragt einen der Eindringlinge): Hochzuverehrender Herr Student!
Halten Sie das für ein Argument?
Student: Er ist zertreten, die giftige Kröte.
Es lebe das Prügeln! Es lebe Goethe!
Ein Theaterdirektor: Und eröffne ich bald eine Goethe - Bar.
Kasperle: Was ist das alles?
Polizist: Das Goethe-Jahr!

6.Szene
Der Sturm heult. Die Kirchenglocken läuten das Neue Jahr ein. Auf der Straße stehen und aus den Fenstern schauen Leute. Sie haben Gläser, brüllen "Prost Neujahr!" und sind relativ gehobener Stimmung.

Kasperle (reicht dem Polizisten die Hand zum Abschied):
Mein lieber uniformierter Vergil!
Was Sie mir zeigten, war wenig und viel.
Das Goethe-Jahr war nicht dabei.
Polizist: Wem sagen Sie das!
Kasperle: Der Polizei.
Der Anblick hat sich trotz allem gelohnt.
Nun fahr ich wieder hinauf auf den Mond.
Er hat einen Vorzug: er ist nicht bewohnt.
(Er geht in tiefe Kniebeuge, springt hoch und entschwebt allmählich.)
Polizist (nimmt den Helm ab und winkt gerührt)
Kasperle (winkt bergab und singt folgendes Lied):
Es scheint, als sei hierzulande
Vernunft eine Art von Schande.
Soll denn der Mensch, als sei das ein Glück,
marschmarsch! auf die alten Bäume zurück?
Das Leben wird niemals wieder, wie's war.
Es werde besser! Prosit Neujahr!
Hebt euer Glas mit Punsch!
Hört meinen Neujahrswunsch:
Ihr solltet euch lieber schützen und stützen,
statt daß ihr einander stoßt und erbost.
Prosit heißt deutsch: Es möge nützen!
Also: Prost!
(Er steigt immer höher und singt die zweite Strophe):
Ihr wart nur selten vernünftig.
Vielleicht versucht ihr's künftig?
Nehmt doch endlich den Kopf in die Hand!
Noch keiner kam mit dem Kopf durch die Wand.
Soll denn das Leben bleiben, wie's war?
Es werde besser! Prosit Neujahr!
Hebt euer Glas mit Punsch!
Hört meinen Neujahrswunsch:
Ihr solltet euch lieber schützen und stützen,
statt daß ihr einander stoßt und erbost.
Prosit heißt deutsch: Es möge nützen!
Also: Prost!


Entnommen dem Buch "Erich Kästner: Interview mit dem Weihnachtsmann - Kindergeschichten für Erwachsene", Sanssouci im Carl Hanser Verlag, München 2005
Erstmals erschienen am 1.1. 1932 im Berliner Tagblatt

Eine Anmerkung sei mir erlaubt: Wer hier die Gegenwart wiedererkennt, in einem Werk aus dem Jahre 1932, der wird vermutlich genau so wie ich nicht gerade große Erwartungen an die nahe Zukunft haben. Dennoch, in dem oben erwähnten Sinne: Prost Neujahr!

Sonntag, 28. Dezember 2008

Die neuen Glaubensboten

Es ziehen seltsame Propheten durchs Land. Sie kommen in Anzug und Krawatte zu den Menschen, um ihnen ihre frohe Botschaft zu verkünden. Fest in ihrem heiligen Glauben an Profit und Geld bieten sie ahnungslosen Menschen an, ihre heiligen Ersparnisse zu mehren und sie vor der Leibhaftigen Bestie mit tausend Leibern, die sie nur erschaudernd 'Finanzamt' oder 'Staat' nennen, zu erretten. Natürlich vollkommen uneigennützig und risikolos.
Sie schwärmen von ihren Heiligen und dem erleuchteten Oberhaupt ihres Glaubens, heiße er nun AWD, MLP, DVAG oder sonstwie. Und sie wissen gar scharöckliche Geschichten von den Ungläubigen zu erzählen, die ihnen die Tür wiesen. Schlimme Dinge sollen ihrer harren: Altersarmut, hohe Steuern, Verschwinden ihrer Habe. Und vielen die da sitzen, schwirrt der Kopf ob der Visionen, und willig geben sie sich den Worten der Prediger hin.
Doch ist dies, wie diese Tage zeigen, nur Lüge und eitles Geschwätz. Von ihren heiligen Bauten stürzten viele ein, und ihre Heilsversprechen haben erwiesenermaßen gar viele in das Höllenfeuer gebracht, das sie zu meiden suchten. Doch diese Propheten wissen gar schnell das Wort zu drehen und suchen jetzt, da das Ende droht, noch mehr Schafe in ihre Herde zu zerren, da diese die Geschehnisse sehen und erzittern.
Denn es ist nicht ihre Absicht, irgendwen zu erretten. Die Jungen unter ihnen wissen dieses nicht, denn ihre Älteren haben ihren Geist vergiftet mit den Schrecken, die sie nun verbreiten. Ihr Ziel ist es, möglichst viel von dem, was der Mensch als sein Kostbarstes betrachtet, an sich zu bringen oder es anderen zu übergeben, in der Hoffnung, auch ein paar Brosamen zu ergattern.
Denn dies ist die Art ihrer Herren, ihre Untergebenen nur von kleinen Teilen dessen zu ernähren, was sie bringen. So sie jedoch nicht soviel bringen wie gefordert, erhalten sie nichts; und dann möge sich der Herr oder die Bestie Staat ihrer erbarmen. Sie werden gedrängt, neue Gläubige zu missionieren, und zwar derer zehn für jeden Bekehrten, die dieser zu nennen hat.
Doch ist dies noch nicht das Geringste, denn man verlangt auch von ihnen, neue Prediger zu finden, die ihr im Grunde unheiliges Geschäft fortsetzen. Und auch ich, liebe Brüder, sah einst so ein Ereignis, das sie 'Information' nennen. Ich will euch nun von der Perfidie dieser Seelenfänger berichten, auf daß ihr gewarnt seid ob der Gefahr, die in diesen Dingen lauert.
Denn also gehen sie vor: Die Prediger laden Bekehrte, die sie für geeignet erachten, zu einer besonderen Messe in einer ihrer Kirchen ein. Dort wird diesen zunächst gezeigt, daß in der Gegend, in der man lebt, gar wenige Gläubige leben, und gibt ihnen den Gedanken ein, daß diese Gegenden zu bekehren sind. Denn also ist ihr erklärtes Ziel, daß jeder Mensch einen ihrer Prediger über sich habe, und sie lieben es nicht, wenn man daran Zweifel äußert.
Man erklärt ihnen dann den Hohepriester und seine Lehren in den Farben glühendster Inbrunst. Doch wehe dem, der es bereits hier wagt, zu zweifeln, oder Dinge sagt, die nicht zum allerhöchsten Lobpreise dienen. Er wird der Lächerlichkeit anheim gegeben oder ignoriert, um seine Selbstachtung und seinen eigenständigen Geist zu zermalmen.
Dann erzählt ein Eingeweihter davon, wie er einst ein Sünder war, bis ihm der Glaube nahegebracht wurde. Er breitet aus, wie er durch Strenggläubigkeit, Eifer und Hingabe Wohltat über Wohltat erhielt, um ihnen anschließend das Paradies zu zeigen, das der Lohn für die Mühen der Gläubigen ist. Er predigt davon, wie man den Menschen das Heil bringen soll und versucht sie soweit zu bringen, in sein Hosianna einzustimmen. Auch hier erfährt der Zweifelnde den Unwillen der Prediger, die versuchen, ihn bloßzustellen.
Sodann erhält man einen Zettel, auf dem man durch das Wort Ja oder Nein seinen Willen zum Beitritt oder seine Ablehnung kundtun soll. Doch ist die Zeit zu bedenken nur so lang, um Ja schreiben zu können. Wer Nein schreibt, braucht meist länger und wird also erneut in ein schlechtes Licht gerückt.
So versuchen sie, ihren Glauben zu verbreiten. Und um dies zu tun, ist ihnen jedes Mittel recht. Dafür verbünden sie sich auch mit dem, dem sie als den Leibhaftigen bezeichnen - dem Staat.
Ja, Brüder - sie stehen im Bunde mit ihrem Satan. Zum Beispiel hat der Hohepriester der Sekte AWD, ein Mensch namens Carsten Maschmeyer, einem mittelmäßig begabten Menschen namens Gerhard Schröder mit seiner Macht und seinem zusammengerafftem Gelde zum Wahlgewinn in Niedersachsen. Damit ward diesem Schröder der Weg zum höchsten Staatsamte, der Kanzlerschaft, geebnet. Und dieser erwies seinem Hohepriester Dankbarkeit, indem er ihm und anderen den Weg in die Geldbeutel der Deutschen ebnete.
Dazu rekrutierte er zwei Männer - einen der weisen 5 Märchenkönige mit Namen Rürup und
einen namens Riester. Diesen gab er den Auftrag, die Altersvorsorge des 'bösen Staates' zu vernichten, auf daß die Menschen ihr Geld den neuen Propheten anvertrauen mögen. Kein Wort jedoch durfte davon gesprochen werden, daß dieses Geld nur den Propheten zugute kommen sollte. Schlimme Dinge sollten denen geschehen, die diese Wahrheit enthüllten...
Nichtsdestotrotz wagten es einige tapfere Seelen, die Wahrheit zu enthüllen. Doch die Hohepriester setzten ihren Einfluß ein, auf daß diese Enthüller in der Öffentlichkeit verlacht und ignoriert werden sollten. Bisher hatten sie auch Erfolg. Doch wie lange noch?
Wie lange wird es dauern, bis sich einer erhebt und seinen Protest an die Tür seines Finanzdienstleisters nagelt?

Freitag, 19. Dezember 2008

Mal wieder was Musikalisches

Nachdem ich schon länger keine Hörtipps mehr gegeben habe, möchte ich heute mal gleich zwei Scheiben empfehlen.
Fangen wir an mit

Bathory - Hammerheart

Wer auf leicht konsumierbare Mucke steht, die man auf der Pest der Musikwelt, dem I-Pod so nebenher konsumieren kann, der kann diese Scheibe gleich vergessen. Wer sich hingegen mit dem Gedanken an sechs Hymnen in etwa einer halben Stunde anfreunden kann, ein Vergnügen an Details hat und sich von den letzten Manowar-Ergüssen kräftig in den Arsch getreten fühlt, der wird diese Scheibe lieben. Trotz hartnäckigem Leugnen seitens Quorthon klingt dieses Album nämlich heute mehr nach den ehemaligen Kings of Metal als diese selbst - auch wenn der Chef nicht singen kann wie Eric Adams und die Drums aus der Konserve kommen (was andererseits auch bei Manowar nix unübliches ist...zu hören auf 'Fighting the World'). Alles was Joey DeMaio nicht mehr draufhat - hier findet man es: Tonnenweise Epik, sinnvoll eingesetzte Keyboards und jede Menge wahrer Metal. Schade, daß der Schöpfer dieses Meisterwerks nicht mehr unter den Lebenden weilt...

Und wo ich schon bei wahrem Metal bin, hier der zweite Tip:

Dark Angel - Darkness Descends

Es wird unter Metalheads allgemein behauptet, Slayer hätten mit 'Reign In Blood' die extremste Metalscheibe überhaupt aufgenommen. Falls man eine Platte mit drei Songs so nennen kann...denn alles zwischen Opener und Rausschmeißer rauscht irgendwie in einem Tempo und ohne erkennbare Akzente an einem vorbei. Da haben sogar Slayer selbst Besseres verbrochen (ich sag nur 'Seasons In The Abyss'...)
Der wahre Kenner allerdings, der das Extremste sucht, greift besser zum Zweitling der legendären Dark Angel. Hier gibt es alles, was die wenig später erschienene Slayer-Scheiblette ausmacht, in viel besserem Format: ein durchdrehender Frontmann, der sich fast ins Koma kreischt, Gitarrenriffs in Überschallgeschwindigkeit und eine Rhythmussektion, die die Wände zum Wackeln bringt. Dazu kommt, dank des Texters und Monsterdrummers Gene Hoglan, Texte ohne Serienkiller, Nazigrößen und 2.Weltkrieg, die Araya, King und Hanneman so gerne und distanzlos schreiben. Und selbst die Produktion auf "Darkness Descends" putzt Slayers Hochglanzmucke mühelos weg. Undergroundig, aber sauber. Hier klingt das Schlagzeug noch echt, nicht so getriggert wie bei.Rick Rubin. Daß der besser beim HipHop geblieben wäre, hat er ja bei der soundtechnisch total verhunzten letzten Metallica bewiesen. Wo man beim Aufdrehen bei Slayer nichts als berstende Scheiben zu befürchten hat, sorgen Dark Angel dafür, daß man um die Stabilität des ganzen Baus fürchten muss.
Mit den Nachfolgern bewiesen DA übrigens auch ihre instrumentaltechnische Überlegenheit, aber das ist ein Thema für einen anderen Tag.
Also seht zu, ob ihr die Scheibe kriegt (ich hab sogar ein Originalvinyl - ätsch!), zieht sie euch rein und freut euch über euren überlegenen Geschmack!